Moin

Moin. Ich nutze diesen kleinen Platz im Netz, um in Zukunft aus argentinischen oder internationalen Datenquellen kleine Informationshappen aus oder über Argentinien in Form von Visualisierungen anzubieten. Das übt.
Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Dies hier ist nur mein Zweitblog, weil ich hier Dinge wie Javascript in den Blogposts unterbringen kann, die ich in meinem ersten Blog bei Wordpress.com aus Sicherheitsgründen nicht darf. Wer sich also für das Leben in Argentinien interessiert, findet weiter unten auf dieser Seite eine Liste der letzten Artikel von dort. Hier gibt's im Gegensatz dazu nur relativ trockenes Zahlenwerk, wenn ich mir auch Mühe gebe, es hübsch zu verpacken.

Donnerstag, 4. April 2013

Meine persönliche Inflation

Die argentinischen Inflationsdaten werden seit Anfang 2007 systematisch manipuliert. Leitende Mitarbeiter an der Spitze der Statistikbehörde INDEC wurden damals von Getreuen von Staatschef Néstor Kirchner abgelöst. Der Warenkorb, der bis dahin eine fixe Anzahl von immer den gleichen Produkten beinhaltet hatte, wurde flexibilisiert. Motto: wenn der Preis zu schnell steigt, wird's nicht mehr gekauft. Produkte, deren Preis zu schnell stieg flogen also raus. Inzwischen bin ich sicher, dass nachgerade geschwindelt wird, denn die Behörde behauptet allen Ernstes, man könne in Argentinien mit 7 Pesos am Tag überleben (beim derzeitigen offiziellen Wechselkurs etwas mehr als ein Euro).
Einige Provinzen (z.B. San Luis) veröffentlichen eigene Zahlen und es gibt inoffizielle Messungen, aber weil es schwierig ist, die im ganzen Land flächendeckend durchzuführen, sind die auch nicht ganz zuverlässig.
Ich hab daher für ein paar Services, deren Rechnungen ich seit 2007 (als ich hier ankam) aufbewahrt habe und die wir alle auch mit denselben Bedingungen seit Abschluss haben, mal zusammengerechnet, wie die Preisentwicklung abgelaufen ist. Einige der Datenreihen reichen nicht ganz soweit zurück, eine Hausratversicherung brauchten wir z.B. erst nachdem wir wieder eine eigene Bude hatten, eine Autoversicherung erst nach dem Kauf des Mobils etc. Trotzdem fand ich ganz interessant zu sehen, dass sich die meisten dieser Preise weniger stark als die sonstigen Preise bewegt haben. Große Ausnahme: Krankenversicherung. Die haben wir seit Oktober 2007 und wenn ich den Monat als Startpunkt nehme, hat sich der Preis der Krankenversicherung für zwei Erwachsene in dem Zeitraum mehr als verdreifacht (auf aktuell 326%, Stand April 2013). Und das, obwohl die Preise nur mit Zustimmung der Regierung erhöht werden dürfen (was in einem Fall nicht genehmigt wurde und zur Rücknahme einer bereits durchgeführten Erhöhung führte, siehe Grafik).
Das andere Extrem ist die Rechnung für die Hausratversicherung. Die haben wir immerhin seit Februar 2009 und die ist seither nur um 40% gestiegen. Allerdings halte ich uns damit für erheblich unterversichert, eine Anpassung der Versicherungssumme ist eigentlich überfällig. Und dann sieht das mit den Kosten sicher auch anders aus.
Der starke Anstieg der Autoversicherung rührt im Übrigen daher, dass da eine Klausel drinsteht, nach der uns die Versicherung bei Totalverlust oder Diebstahl des Wagens einen Neuwagen(!) der gleichen Linie vor die Tür stellen muss. Also nicht den Zeitwert ersetzen. Da die Preise für Neuwagen aber erheblich angezogen haben (der Ford EcoSport, den wir damals gekauft haben, kostete knapp 60.000 Pesos, das aktuelle Modell kostet heute ca. das Doppelte), hat sich auch der Preis für die Versicherung fast verdoppelt. Auch da wird sicher eine Anpassung in den nächsten Monaten fällig, wahrscheinlich werde ich den Tarif komplett wechseln müssen, das wird sonst alles zu teuer.
Tatsächlich hat aber - bis auf die Krankenversicherung - keiner der Services auch nur annähernd 25-30% im Jahr angezogen, wie die inoffiziellen Statistiker das seit Jahren messen. Ist also wahrscheinlich alles Propaganda, das mit den gefälschten Statistiken. In Wahrheit gibt's hier gar keine Inflation. Die bösen Händler kleben bloß dauernd neue Preisschilder auf ihre Produkte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen